Entstehung des Irene Salimi Kinderhospitals

2002

Aus der Erfahrung der Notwendigkeit heraus entwickelten Helma und Gerolf Dechentreiter im Herbst 2002 die ersten Pläne für ein Kinderhospital mit internationalem Standard in Kabul. Erste Vorgespräche mit dem afghanischen Gesundheitsministerium wurden diesbezüglich ab Januar 2003 geführt.


2003

Am 20. Februar 2003 wurde dazu die Georg Dechentreiter Welfare Society (GDWS), Kabul, durch die afghanischen Behörden offiziell als juristische Person und Nicht-Regierungs-Organisation anerkannt und die Registrierungsurkunde überreicht. Die GDWS erhielt damit die offizielle Erlaubnis der afghanischen Regierung, Hilfsprojekte in ganz Afghanistan durchzuführen. Ziel der GDWS ist es, armen und Not leidenden Menschen persönlich und direkt vor Ort zu helfen.

Am 21. März 2003, dem afghanischen Neujahrstag, Nawroz 1383, wurde zwischen dem afghanischen Gesundheitsministerium und der GDWS ein Fünf-Jahres-Vertrag über den Bau und die Führung des deutschen Kinderhospitals in Kabul unterzeichnet. Das afghanische Gesundheitsministerium stellte dafür ein Gelände am Rand der Kabuler Altstadt im Distrikt 1 kostenlos zur Verfügung.
Zwischenzeitlich gelang es, erste Projektmittel für das Kinderhospital zu akquirieren und mit den Bauarbeiten zu beginnen. Die Grundsteinlegung erfolgte am 12. Mai 2003 durch die afghanische Gesundheitsministerin und Brigadegeneralin Dr. Suheila Sidiq sowie im Beisein des afghanischen Rundfunks und Staatsfernsehens.
Durch den unermüdlichen und ständigen Einsatz der an ihm Arbeitenden wurde das große Bauprojekt in Eigenregie vorangetrieben. Bis zu 200 Tagelöhner fanden durch den Verzicht auf Baumaschinen und überteuerte Baufirmen für einige Monate bis zu zwei Jahre Arbeit und Einkommen für ihre Familien. Alles wurde in Handarbeit ausgeführt, vom Ausschachten der Fundamente über das Betonmischen bis hin zur Fertigung von Isolierglasscheiben und Aluminiumfenstern unter der fachlichen Leitung versierter afghanischer Bauingenieure.

2004

Zur Unterstützung der GDWS in Afghanistan und des ISH in Kabul gründeten Herr Georg R. Dechentreiter Senior und Herr Gerhard Dechentreiter die deutsche gemeinnützige Georg Dechentreiter Wohlfahrts-Stiftung (GDW Stiftung). Am 25. Mai 2004 erhielt die GDW Stiftung ihre Anerkennungsurkunde als rechtsfähige öffentliche Stiftung des bürgerlichen Rechts durch die Regierung von Schwaben.

2005

Im Frühjahr 2005 konnte das 1,5 Mio. teure Projekt fertiggestellt werden. Am 17. April 2005 fand die Einweihung und Eröffnung des ISH im Beisein des deutschen Botschafters und des afghanischen Gesundheitsministers statt.

Anwesend waren:

  • der deutsche Botschafter Dr. Rainald Steck,
  • der afghanische Gesundheitsminister Dr. Mhd. Amin Fatemi, sowie weitere afghanische Minister,
  • der Kabuler Bürgermeister,
  • die Stiftungsvorstände,
  • die Namensgeberin Frau Irene Salimi,
  • Vertreter der Donor-Organisationen,
  • geladene Gäste aus Deutschland und Kabul,sowie Kameraden aus dem deutschen ISAF-Kontingent.

Abschließender Höhepunkt war die Unterzeichnung der Patenschaftsurkunde zwischen den Soldaten des deutschen Einsatzverbandes ISAF VII und dem ISH.

Am Tag darauf fand die erste medizinische Operation durch Priv.-Doz. Dr. med. Ludger Berndt von der Stiftung Orthopädische Klinik der Universität Heidelberg statt, der mit weiteren Freunden beratend bei der Planung des ISH mitgewirkt hatte. Seit dem 18. April 2005 behandeln und operieren wir mit afghanischen und deutschen Ärzteteams kranke und verletzte Kinder aus allen Teilen Afghanistans ohne ethnische oder geschlechtliche Diskriminierung. Wir geben den Menschen Arbeit und Einkommen, bilden junge Nachwuchsärzte/-ärztinnen und Krankenpfleger/-innen aus, erteilen den Kindern Schulunterricht, verköstigen Mütter und Patienten/Patientinnen, helfen armen Familien und sorgen für professionelle Hygiene und eine gute Atmosphäre unter Kindern und Mitarbeiter/-innen in der Oase ISH Kabul.

Patientenschicksale

Eines Tages kam Herr Noor Mhd in unsere Ambulanz mit einem kleinen Bündel im Arm, dick in schmutzige Decken eingehüllt. Herr Noor Mhd ist Tagelöhner und kam mit seiner Frau und seiner vier Monate alten Tochter Arifa von Qandahar. Arifa brauchte dringend eine Ableitung des Hirnwassers in den Bauchraum, da sie an einem Hydrozephalus litt.

Erfahren Sie mehr über die Geschichte von Arifa.

Die Namensgeber

Im Juli 2003 wählten Helma und Gerolf Dechentreiter das Ehepaar Irene und Osman Salimi als Namensgeber für das deutsche Kinderhospital aus. Beide sollten dadurch für ihr beispielhaftes Leben geehrt und ihr Name für die Nachwelt in Afghanistan erhalten werden.
Osman Salimi stand als Diplomat der königlichen und demokratischen Regierung Afghanistans nach dem kommunistischen Putsch unter Hausarrest. Von 1978 bis 1989 war Salimi in seinem eigenen Haus in Kabul unter ständiger Todesgefahr durch den afghanischen Geheimdienst eingesperrt, bis seine Ausreise nach Deutschland arrangiert werden konnte.
Irene Salimi übernahm 1989 nach Abzug des letzten deutschen Geschäftsträgers und aller Botschaftsangehörigen als Diplomatin des Auswärtigen Amtes die Verwaltung der deutschen Liegenschaften in Kabul bis zur Einsetzung des ersten deutschen Botschafters in der Nach-Taliban-Zeit im Jahr 2002. Besonders für uns Deutsche in Kabul war Irene Salimi in der Mujaheddin- und Taliban-Zeit eine stets ansprechbare Freundin.
Das Ehepaar Salimi nahm diese Ehrung und Danksagung durch Helma und Gerolf Dechentreiter gerne an, und so erhielt das deutsche Kinderhospital bei der Einweihung den Namen „Irene Salimi Kinderhospital“.